E. Affektive Störungen (F3) – Manie, Depression
Die Beziehungen zwischen Ätiologie, Symptomatik, zugrunde liegenden biochemischen Prozessen, dem Ansprechen auf Behandlung sowie dem weiterem Verlauf bei affektiven Störungen sind gegenwärtig noch nicht soweit geklärt, dass ihre Klassifikation in einer für alle annehmbaren Weise möglich wäre. Trotzdem muss eine Klassifizierung versucht werden.
Bei den Affektiven Störungen bestehen die Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität, meist zur gedrückten Stimmung hin, der sogennanten Depression, mit oder ohne begleitende Angst. Wenn sich die Stimmung dagegen übertrieben gehobenen äußert, sprechen wir von Manie. Dieser Stimmungswechsel wird in der Regel von einem Wechsel des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet.
Die meisten anderen Symptome sind sekundär oder im Zusammenhang mit diesen Veränderungen leicht zu verstehen. Viele dieser Störungen tendieren zu wiederholtem Auftreten. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang zu bringen. Dieser Abschnitt behandelt affektive Störungen aller Altersgruppen; auch die in der Kindheit und Jugend beginnenden sollten hier klassifiziert werden.
Die Hauptkriterien zur Unterteilung der affektiven Störungen beruhen auf praktischen Erwägungen, damit sie eine einfache Identifizierung der verbreiteten klinischen Störungen erlauben. Einzelne Episoden werden von bipolaren oder anderen wiederholt aufgetretenen episodischen Störungen unterschieden, da bei einem wesentlichen Teil der Patienten nur eine Episode der Erkrankung auftritt. Der Schweregrad wurde wegen der Konsequenzen für die Behandlung und die unterschiedlichen Ebenen des Versorgungsbedarfs in den Vordergrund gestellt. Das hier als «somatisch» bezeichnete Syndrom könnte ebenso «melancholisch», «vital», «biologisch» oder «endogenomorph» genannt werden.
Die Klassifikation erlaubt die Verwendung dieses somatischen Syndroms. Es kann aber auch ohne Verlust von sonstiger Information darauf verzichtet werden. Die klinische Unterscheidung in verschiedene Schweregrade ist schwierig; die Grade «leicht», «mittelgradig» und «schwer» wurden hier auf Wunsch vieler Kliniker angegeben.
Die Bezeichnungen «Manie» und «schwere Depression» werden in dieser Klassifikation zur Kennzeichnung der entgegengesetzten Pole des affektiven Spektrums verwendet. «Hypomanie» bezeichnet einen Zwischenzustand ohne Wahn, Halluzinationen oder Unterbrechung normaler Aktivitäten, der häufig, aber nicht ausschließlich, bei Patienten auftritt, die eine Manie entwickeln oder sich von ihr erholen.