Neurose

F. Neurose, neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen (F4) – Phobien, Ängste, Zwänge, Belastungs-, Anpassungs-, dissoziative- und somatoforme Störungen

Die neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen wurden wegen des historischen Zusammenhanges mit dem Neurosenkonzept und wegen des beträchtlichen, wenn auch unklaren Anteils psychischer Verursachung in einem großen Kapitel zusammengefasst. Wie bereits in der allgemeinen Einführung zur ICD- 10 bemerkt, wurde das Neurosenkonzept nicht als Organisationsprinzip beibehalten; es wurde jedoch darauf geachtet, dass die Störungen, die manche Benutzer noch immer in ihrer eigenen Terminologie als neurotisch betrachten, leicht zu erkennen sind (vgl. die Bemerkungen zu den Neurosen in der allgemeinen Einleitung).

Mischbilder von Symptomen, so am häufigsten das gemeinsame Vorkommen von Depression und Angst, findet man besonders bei den leichteren Formen dieser Störungen in der Primärversorgung. Man sollte sich möglichst für ein vorherrschendes Syndrom entscheiden. Es ist jedoch eine gemischte Kategorie für Fälle gemischter Depression und Angst vorgesehen, bei denen eine Entscheidung künstlich erzwungen erschiene (F41.2).

Exkurs zu den Psychosomatischen Erkrankungen

Aus heutiger Sicht werden drei Krankheitsmodelle für psychosomatische Erkrankungen betrachtet:

Konversionsstörung/ Ausdruckserkrankungen (Konversionssyndrom)
Ein psychischer Konflikt wird über den Körper symbolisch ausgedrückt.

Somatoforme Störungen (Funktionelles Syndrom)
Funktionelle Organbeschwerden oder vegetative Störungen ohne Organbefund (z.B. Kopfschmerzen, Herzsensationen, Magen-Darm-Beschwerden)

Psychosomatosen (Bereitstellungserkrankungen)
mit morphologisch fassbaren Organveränderungen, wie z.B. Ulcus duodeni/peptikum, Asthma bronchiale, Morbus Crohn, Neurodermitis.

Als Ursache für psychosomatische Störungen gilt es drei Arten zu unterscheiden:

  1. Disponierende Faktoren (konstitutionelle Neigung und körperliche Anfälligkeit)
  2. Auslösende Faktoren (Auslöser wie etwa körperliche, psychische oder sozialeBelastungsfaktoren)
  3. Aufrechterhaltende Faktoren (Verstärker) wie etwa bestimmte Reaktionen der Betroffenen oder der Umwelt sowie andauernde Belastungsfaktoren

Psychosomatosen:

Unter Psychosomatosen (psychosomatischen Erkrankungen im engeren Sinne) versteht man Störungen, bei denen ein organischer Befund nachweisbar ist und bei denen psychische Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome eine bedeutende Rolle spielen.

Bereits 1950 hat der Arzt Franz Alexander sieben psychosomatische Erkrankungen zusammengefasst, die später als Holy Seven bezeichnet wurden. Dazu gehören:

  1. Essentielle Hypertonie (Bluthochdruck)
  2. Neurodermitis
  3. Asthma Bronchiale
  4. Ulcus ventriculi / Ulcus Duodeni (Magen-/Zwölffingerdarm-Geschwür)
  5. Colitis ulcerosa (chronisch entzündliche Darmerkrankung)
  6. Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  7. Rheumatoide Arthritis

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