Organische Störungen / z.B. Demenz

B. Organische Störungen, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen (F0) – Demenz, Delir, Hirnorganische Störung

Dieser Abschnitt umfasst psychische Krankheiten mit nachweisbarer Ätiologie in einer zerebralen Krankheit, einer Hirnverletzung oder einer anderen Schädigung, die zu einer Hirnfunktionsstörung führt. Die Funktionsstörung kann primär sein, bei Krankheiten, Verletzungen oder Störungen, die das Hirn direkt oder in besonderem Maße betreffen; oder sekundär beispielsweise bei Systemerkrankungen oder Störungen, die das Gehirn nur als eines von vielen anderen Organen oder Körpersystemen betreffen. Durch Alkohol und andere psychotrope Substanzen verursachte Störungen der Hirnfunktion, die eigentlich zu dieser Gruppe gehören, werden unter F10- F19 klassifiziert, um alle durch psychotrope Substanzen bedingten Störungen in einem einzigen Abschnitt zusammenzufassen.

Obwohl das psychopathologische Spektrum der hier aufgeführten Zustandsbilder sehr vielfaltig ist, lassen sich die wesentlichen Merkmale dieser Organischen Störungen in zwei Hauptgruppen gliedern. Einerseits gibt es Syndrome, bei denen die auffallendsten, immer vorhandenen Merkmale Störungen der kognitiven Funktionen, wie Störungen des Gedächtnisses, des Lernens und des Intellekts sind oder Störungen des Sensoriums wie Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörungen.

Andererseits gibt es Syndrome, bei denen die auffälligsten Störungen im Bereich der Wahrnehmung (Halluzinationen), der Denkinhalte (Wahn), der Stimmung und der Gefühle (Depression, gehobene Stimmung, Angst) oder im gesamten Persönlichkeits – und Verhaltensmuster liegen, während kognitive Störungen oder Störungen des Sensoriums nur minimal oder schwierig festzustellen sind. Die letztgenannte Gruppe von Störungen hat eine geringer Beziehung zu diesem Abschnitt als die erstgenannte, da viele ihrer Störungen den Zustandsbildern in anderen Abschnitten (F20 – F29, F30 – F39, F40 – F48, F60 – F69) ähneln, die auch ohne auffällige zerebrale Veränderungen oder Funktionsstörungen vorkommen. Da jedoch eine Reihe von zerebralen systemischen Erkrankungen ursächlich mit dem Auftreten solcher Symptom verknüpft sind, erscheint es gerechtfertigt, sie in dieser klinisch orientierten Klassifikation an dieser Stelle aufzuführen.

Organische Störungen

Fast alle in diesem Abschnitt genannten Störungen können in jedem Lebensalter beginnen – mit Ausnahme vielleicht der frühen Kindheit – meistens beginnen sie jedoch erst im Erwachsenenalter oder im späteren Lebensalter.

Einige sind irreversibel oder progredient, andere vorübergehend oder sprechen auf Behandlung an.

Der Begriff «organisch» bedeutet nicht, dass die Zustandsbilder in anderen Abschnitten dieser Klassifikation «nicht organisch» sind, d. h. kein zerebrales Substrat haben. Im vorliegenden Kontext bedeutet der Begriff «organisch» nur, dass das so klassifizierte Syndrom auf jeden Fall einer unabhängig davon diagnostizierbaren zerebralen oder systemischen Krankheit oder Störung zugeordnet werden kann. Der Begriff «symptomatisch» wird verwendet für organische psychische Störungen mit mittelbarer zerebraler Beteiligung aufgrund einer systemischen, extrazerebralen Krankheit oder Störung.

Die Diagnoseerstellung bei Störungen in diesem Abschnitt erfordert somit in den meisten Fällen die Verwendung zweier Kodierungen: Eine Kodierung für das psychopathologische Syndrom und eine andere für die zugrundeliegende organische Störung.

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